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Tourismus als Belang städtischen Zusammenlebens

Städte sind in historisch beispielloser Intensität von freizeit-touristischer Mobilität durchdrungen. Das wechselseitig konstitutive Verhältnis von Stadt und Tourismus artikuliert sich in vielfältigen Formen des Stadttouristischen. Seien es Arbeitsmärkte, plattformökonomische Infrastrukturen der Bewirtschaftung erlebenswerter Orte und „Entdeckungen“ (Airbnb), öffentliche Konsum- und Erlebnisräume, oder die tourismusbedingten Begegnungen von Menschen: Tourismus ist allgegenwärtig. Paradoxerweise wird er bislang nur sporadisch in seiner Bedeutung für städtisches Zusammenleben diskutiert. Die stetig zunehmende touristische Mobilität und die damit einhergehenden „Overtourism“-Konflikte markieren Brüche in diesem Status quo. Die Klimakrise stellt ohnehin drastisch in Frage, wie städtische Tourismuszukünfte aussehen werden.

Auf ueber-tourismus.de archiviere ich meine wissenschaftlichen und fachjournalistischen Beiträge, die Tourismus als öffentlichen Belang städtischen Zusammenlebens thematisieren.

über mich

Als Stadtforscher arbeite ich zum Stadttouristischen vor allem wissenschaftlich und fachjournalistisch. Gerne bringe ich mich in Projekte der Stadt- und Tourismusentwicklung (Vorträge, Moderationen, Texte etc.) ein.

Kontakt: christophsommer@ueber-tourismus.de

Statement

"Die Ereignisse des moderierten Redens über konflikthaften Tourismus werden zu ‚Lösungen‘ deklariert – ohne dass der Organisation der Konflikt-Thematisierung eine Konflikt-Bearbeitung folgen muss“

BerlinStadtverträglicher Tourismus

Kontext

Im Titelthema der Mai-Ausgabe des MieterEcho - "Friedrichshain – Investorendurchmarsch im alten Arbeiterbezirk" - darf eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Tourismus nicht fehlen. Nicolas Šustr hat die Schattenseiten des boomenden Berlin-Tourismus thematisiert. Lärm, Verdrängung und Monostrukturen stehen wieder zur Diskussion - und damit die Frage nach tourismuspolitischen Handlungsoptionen. Zum Stand letzterer greift Šustr auf Forschungsergebnisse zurück, u. a. auf meine Analyse der (Ent-)Problematisierung stadttouristischer Konflikte. Dass Wirtschaftssenatorin Giffey in der post-pandemischen Arbeit an einem stadtverträglichen Tourismus die Zivilgesellschaft einbinden möchte, ist ehrenwert. Inwiefern diese Formate/Ereignisse des moderierten Redens über Tourismuskonflikte über bloßes 'Particitainment' hinausgehen, bleibt abzuwarten.

Publikation

Den Bürgern mehr zutrauen: Weshalb nicht nur ein paar wenige am Runden Tisch Tourismus sitzen sollten

BürgerbeteiligungTourismuspolitikBerlin

Bürgerbeteiligung im städtischen Tourismusmanagement ist ein zartes Pflänzchen. Meine aktuelle TSP-Kolumne widmet sich dem "Bürger:innenbeirat Berlin-Tourismus", einem vielversprechenden Experiment, dessen Ausgang mit dem Gehör steht und fällt, das der Beirat bei Politik und Verwaltung findet (oder auch nicht).

Publikation

Neue Digitalisierungsstrategie: Wie Berlin Tourismusdaten nutzen sollte

smart destinationTourismuspolitikBerlin

„E-Learning“ ist ein Segen der Digitalisierung. Im „TourismusHub“ der Tourismuswerber von visitBerlin kann man sich beispielsweise wunderbar über den Berlin-Tourismus schlaumachen, so auch zu der Frage, warum und wem zum Nutzen die Stadt eigentlich ein „smartes“ Reiseziel werden will. Man lernt viel über die strategische Bedeutung maschinenlesbarer Tourismusdaten, und über die Hoffnung, dass irgendwann schon irgendwer irgendwas „smartes“ mit den Daten machen wird. Das ist zu wenig. Es braucht - so die These meiner Tagesspiegel-Kolumne - eine normative Mission für die "Smart Destination", und Anwendungsfälle die den Mehrwert der digital-technologischen Transformation aufzeigen, beispielsweise für eine stadtverträgliche Tourismusentwicklung.

Publikation

Berlin braucht einen Plan für's temporäre Wohnen

StadtplanungBeherbergungswesentemporäre Wohnformen

Es waren schon mal mehr. Ende 2019 zählte die amtliche Statistik knapp 790 Beherbergungsbetriebe in Berlin, heute sind es nur noch 739. Allein diese nackte Zahl rechtfertigt die Frage, ob die Hauptstadt überhaupt so etwas wie einen Hotelentwicklungsplan braucht, also ein Konzept, das dem gegenwärtigen „Wildwuchs“ neuer Beherbergungsbetriebe einen planerischen Steuerungsanspruch entgegensetzt. Die Antwort ist: Ja, und nicht nur das. Berlin braucht einen Plan für einen stadtverträglichen Ausbau der Hotellerie im Speziellen und temporärer Wohnformen im Allgemeinen.

Statement

"Overtourism lässt sich nicht pauschal diagnostizieren"

TourismuspolitikStadtverträglicher Tourismus

Kontext

Auskünfte für einen Artikel von Alix Faßmann, die den Beitrag von Airbnb zur Entzerrung des Tourismus hinterfragt. Meine Meinung: Es gibt zwar Messmethoden, die die „Tourismusintensität" abbilden, also die Übernachtungen je tausend Einwohner, oder die Einstellung der Bevölkerung zum Tourismus in einem „Tourismusakzepantzsaldo“ verrechnen. Doch sagen diese Zahlen wenig (über einen vermeintlichen Overtourism) aus, wenn der Raum nicht genau differenziert wird, den sie beschreiben sollen. Zu Airbnb: „Bevor sich Airbnb als „Helfer“ stilisiert, sollte der Konzern erstmal nachweisen, dass er alles dafür tut, dass Anbieter von Wohnungen Einkommenssteuer auf die aus der Vermietung entstehenden Einnahmen bezahlen“.

Publikation

"Stadt der Freiheit" funktioniert - noch

Tourismusmarketing

Kommunikativer Bezugsrahmen für's Berliner Tourismusmarketing ist die viel beschworene „Stadt der Freiheit“. Der Mythos fungiert bis auf Weiteres als eine Art urbanes Gedächtnis, das sich weniger aus historischen Fakten speist als aus Bildern, die für die gegenwärtige Selbstvergewisserung hilfreich sind. Meine Kolumne widmet sich fragilen Freiräumen und einem Stadtmarketing, das ohne Claims und Slogans nicht auskommt.

Publikation

Overtourism in Berlin: Corona ist weg, die Tourismus-Debatte kehrt zurück

BerlinTourismuskritik

Schwingt die Tourismuskritik zurück ins "old normal" (dünkelhaftes Gehabe sozialer Überlegenheit, Partytouristen als Sündenböcke etc.), oder entzündet sie sich an den strukturellen Effekten einer stetig wachsenden, stadtprägenden Besucherökonomie? Mein Versuch einer Kritik der Tourismuskritik.

Vortrag

(New) Urban Tourism as a Matter of Urban Development

BerlinTourismuspolitik

Kontext

On invitation of Christian Haid (Habitat Unit, TU Berlin) I had the opportunity to contribute to the URBAN TALK-series (floating university, 17.5.23; 18:00).

I argued that the academic discussion of ‘New Urban Tourism’ is doubtlessly instructive; it helps to explore basic aspects of living together in the ‘Tourist Age’ (d’Eramo 2021): Which performances of tourism are approved as acceptable? Why does almost nobody want to be a tourist? Which moments of conflict and conviviality result from the prosumption of places by tourists and residents? However, taking into account these more general questions as well as the growth perspective of urban tourism, it is argued to analytically break away from “new” tourism areas or “old” tourist bubbles. Thus, the lecture finally outlines some more general aspects of growing tourism as matter of urban development.

Publikation

Tourismuspolitik der künftigen Berlin-Koalition: "Zurück in den Marketing-Modus"

BerlinTourismuspolitik

Der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Landesregierung (CDU/SPD) setzt tourismuspolitisch erwartungsgemäß auf Wirtschaftsförderung. Während Rot-Rot-Grün (2016) unter dem Rubrum eines stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus die Notwendigkeit eines „Interessenausgleichs zwischen Anwohnern, Gewerbetreibenden und Besuchern“ zentral stellte, dominieren im Koalitionsvertrag von CDU und SPD wirtschaftsdienliche Einzelmaßnahmen. Das interessanteste Vorhaben des Vertrags ist gleichsam das unbestimmteste: Das auf #Stadtverträglichkeit setzende "Tourismuskonzept 2018+" soll fortgeschrieben werden - fragt sich in welche Richtung und ob das in selbigem vorgesehene überfällige Governance-Konzept realisiert wird.

Publikation

Tourismus in Berlin: Wirtschaftlich ein Riese, politisch ein Zwerg

BerlinTourismuspolitik

Im Vorfeld der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus unterscheiden sich vor allem die tourismuspolitischen Positionen von Grünen und Linken von jenen der SPD, CDU und FDP. Im Ergebnis meiner Tagesspiegel-Kolumne kann ich mich jedoch nicht dem Eindruck erwehren, dass die Berliner Tourismuspolitik bereits zum „old normal“ zurückgekehrt ist. Spätestens 2024, wenn das Besucheraufkommen das Vorkrisenniveau erreichen wird, werden die tourismuspolitischen Themen wieder die Themen von gestern sein.

Publikation

Umfragen zum Berlin-Tourismus sind mit Vorsicht zu genießen

BerlinTourismuspolitikTourismusverständnis

Die jährliche Befragung zur Akzeptanz des Tourismus sagt mehr über die Belange ihres Auftraggebers, als über die Befindlichkeiten der Berliner. Der tourismuspolitische Mehrwert der Akzeptanzbefragung darf angezweifelt werden, da die Erhebung letztlich nur jene Defizite hervorhebt (ausbaufähige Kenntnis der Vorteile des Tourismus), auf die man mit gewohnten Mitteln (Marketing) reagieren kann.

Projekt von 2017 bis 2019

Conference and edited volume „Tourism and Everyday Life in the Contemporary City”

New Urban TourismForschung

What does tourism mean for urban coexistence in places far away from well-established tourist sites? This is the question around which we gathered as members of the 'Urban Research Group New Urban Tourism'; and this was also the question we addressed in our conference on 'Tourism and Everyday Life in the City' (2017, Georg Simmel Centre for Metropolitan Studies, HU Berlin). Based on the influential but also somewhat older contributions by e. g. Robert Maitland on urban "off the beaten track" tourism, we were interested in updating the debate on the so called "New Urban Tourism". In the edited volume based on the conference, we pursued the goal of theorizing the relationship between tourism and urban everyday life. From a tourism research perspective, Jonas Larsen addressed this relationship in terms of ordinary tourism and extraordinary everyday life. Mathis Stock provided conceptual insights about the conflictual ways tourists 'inhabit' cities. Fabian Frenzel contributed with political economic thoughts on tourist valorisation and urban development. The empirical case studies we gathered in the book detailed various aspects of 'Tourism and Everyday Life in the City' such as the realignment of the mundane and the exotic in day spas (Jessica Parish), the attempts by visitors to use the city 'like a local' (Bianca Wildish & Bas Spierings) or the co-production of evening socials in public space by visitors and residents (Christoph Sommer & Markus Kip).

Vortrag

Wie entsteht am Checkpoint Charlie ein bürgernaher Geschichtsort mit Zukunft?

Checkpoint CharlieTourismuspolitik

Kontext

Impulsvortrag in der Kreisvorstandssitzung des SPD-Bezirksverbandes Berlin-Mitte (Januar 2019)

Damit am Checkpoint Charlie ein interessantes Stück Stadt entsteht scheint mir dreierlei zentral: 1. Die ehemalige Grenzübergangstelle wird nicht weiter als “tourist bubble” isoliert / kommerzialisiert, sondern als Alltags- und Freizeitort besser ins Stadtgeschehen eingebunden. 2. Der offene Stadtraum am CpC wird nicht komplett zugebaut, sondern bleibt selbst als Medium des Erinnerns und sich Informierens erhalten. 3. Die planerischen Entwicklungsprämissen für den CpC werden nicht hinter verschlossenen Türen verhandelt, sondern mit der (Fach-)Öffentlichkeit.

Vortrag

(Un-)Governing Urban Tourism. The Case of Berlin

BerlinGovernance

Kontext

Guest Lecture at the University of Glasgow (School of Social & Political Sciences, May 2022)

On invitation of Ross Beveridge (Senior Lecturer in Urban Studies) I had the opportunity to give a talk about (a) the interplay of tourism and cities, (b) tourism as a bone of contention in Berlin and (c) the techniques (un-)governing tourism in the city. In leading the discussion with the very international tutorial group, I put forward the theses: “In terms of political power, problematising tourism (marketing) does not promise to win votes. Most voters are travellers themselves; the economic benefits of tourism allegedly outweigh its negative externalities”.

Publikation

Touristenfalle Checkpoint Charlie: Wie der Gedenkort auch Berliner anziehen könnte

Checkpoint CharlieHisTourismusTagesspiegel-KolumneStadtplanung

Die 3. Ausgabe meiner Tourismus-Kolumne widmet sich dem Checkpoint Charlie. Das touristische Geschehen an diesem bedeutenden Geschichtsort wurde oft genug als "unwürdig", "disneyhaft" oder "ramschig" heruntergemacht. Viel interessanter ist die Frage, wie an diesem Ort ein Stück Stadt entstehen könnte, das auch Berlinerinnen und Berliner gerne aufsuchen.

Projekt von 2015 bis 2020

Forschung zur Berliner Tourismus-Governance der 2010er Jahre

BerlinForschungGovernance

In meiner Dissertation (2015-2020, HU Berlin) habe ich am Fallbeispiel Berlin gezeigt, wie stadttouristische Konflikte politisch-administrativ (ent-)problematisiert werden. Während zu dieser Thematik bislang vor allem managementorientiert („good“ Governance-Analysen) und zeitdiagnostisch geforscht wird (Tourismus-Governance als Ausdruck der unternehmerischen Stadt), stelle ich politisch-administrativen Praktiken der Problemdeutung zentral. Ausgangspunkt meiner Arbeit ist das konzeptuell etablierte Postulat, demnach bereits die Deutung von zu bearbeitenden Problemen eine wesentliche Dimension von Governance-Prozessen darstellt. Mittels einer Dokumentenanalyse und einer Ethnografie der Tourismusmanagement-Praxis habe ich sechs einschlägige Techniken der (Ent-)Problematisierung tourismusbedingter Konflikte herausgearbeitet: 1. die geschichtliche Naturalisierung von Interessenskonflikten, 2. die moralische Begrenzung von Debattierbarkeit, 3. die statistische Definition von Problemwahrnehmung, 4. die konzeptuelle Regulierung von Rechenschaftspflichten, 5. die partizipatorische Thematisierung von Problemen und 6. die begriffliche Konsensualisierung von Lösungen. Das Zusammenwirken dieser Governance-Techniken wird in Anlehnung an Mariana Valverde als ein Seeing Like a Tourist City betitelt: Probleme eines konflikthaften Tourismus sind nicht gegeben, sie werden politisch-administrativ mit diversen (teils widersprüchlichen) komplexitätsreduzierenden Mitteln geformt (u. a. moralisch, statistisch, geschichtlich), kontextspezifisch artikuliert (u. a. öffentlich-medial, in Partizipationsforen), verfahrensförmig negiert und nicht zuletzt in Abhängigkeit verfügbarer Lösungen hervorgebracht. Anwendungsorientiert gewendet macht die Dissertation das Zusammenwirken der o. g. Techniken als „aktives Verwalten“ tourismusbedingter Konflikte (an-)greifbar.

Projekt von 2017 bis 2018

Tourismuskonzept für einen stadtverträglichen & nachhaltigen Berlin-Tourismus

BerlinNachhaltigkeitKonzeptarbeitStadtverträglicher Tourismus

Der Anlass für dieses Projekt war das im Koalitionsvertrag der Rot-Rot-Grünen Berliner Landesregierung (2016-2021) verankerte Ziel, erstmalig ein Konzept für einen explizit „stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus“ erarbeiten zu lassen. Im Team von Prof. Ilse Helbrecht (Kultur- und Sozialgeographie, HU Berlin) und in Kooperation mit der dwif Consulting GmbH erarbeitete ich die Tourismusstrategie 2018+, die sich deutlich von früheren städtischen Konzepten unterscheidet. Und zwar insofern, als dass es in der Strategie darum geht, „den Tourismus in seiner Gesamtheit neu zu verstehen [sowie] ihn künftig als essenziellen Bestandteil einer ganzheitlichen, integrativen und räumlich differenzierten Stadtentwicklungspolitik zu betrachten“. Im Sinne dieses Verständnisses von Tourismus, das weit über eine ökonomische Betrachtung hinausgeht, führten wir u. a. eine empirische Analyse zur Räumlichkeit und Zeitlichkeit des städtischen Tourismusgeschehens durch. Unser Phasenmodell zur Genese und zum Wandel touristischer Erlebnisorte integriert sowohl freizeit-touristische Praktiken wie auch ein breites Spektrum touristischer Stadtnutzer*innen. Im Rückgriff auf diese sozialgeographische Analyse und das Beratungswissen der dwif entstanden schließlich 21 konkrete Maßnahmenvorschläge (siehe S. 46 ff. der Studie) für eine stadtverträgliche und nachhaltige Tourismusentwicklung. Im konstruktiv-kritischen Austausch mit unseren Auftraggebern (visitBerlin und Senatsverwaltung für Wirtschaft) erarbeiteten wir aber vor allem auch eine definitorische Maßgabe für eine stadtverträgliche Tourismusentwicklung. Demnach ist „bei der Steigerung der Erlebnisqualität für Besucherinnen und Besucher ist immer zugleich die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner mitzudenken und mit zu berücksichtigen!“

Vortrag

Touring Berlin. Emergente Formen des ‚Stadttouristischen‘ als Forschungsgegenstand und Governance-Herausforderung

TourismusforschungGovernanceTourismusverständnis

Kontext

Gastvorlesung im Rahmen der Vorlesungsreihe „Sustainable Urbanism: Urbanisierungsmotor Tourismus“ an der TU München (November, 2018)

Bezugnehmend auf den Titel der Ringvorlesung – „Urbanisierungsmotor Tourismus“ – thematisiere ich das wechselseitig konstitutive Verhältnis von Stadt- und Tourismusentwicklung. Städte werden touristisch erlebt und belebt, besucht und bewohnt, genutzt und hervorgebracht. Mit dem Begriff des „Stadttouristischen“ stelle ich im Anschluss an performanztheoretische Überlegungen eine Heuristik vor, die sich m. E. sehr gut eignet, um das Tourismus-Machen jenseits binärer Kategorien (Besucher vs. Bewohner, Angebot vs. Nachfrage) zu analysieren.

Projekt seit 2018

Neugestaltung Checkpoint Charlie / Grenzübergangsstelle Friedrichstr./Zimmerstr.

Checkpoint CharlieStadtplanung

Was für ein Stück Stadt könnte am Berliner Checkpoint Charlie entstehen? Diese Frage beschäftigt mich aus mehreren Gründen, vor allem aber aufgrund der sehr verschiedenen und sich teils widersprechenden Gestaltungsabsichten, die bei der Entwicklung dieses Ortes wie unter einem Brennglas aufeinandertreffen. So markiert das 2015 wiedererwachte immobilienökonomische Interesse an den verbliebenen Freiflächen nicht nur den Beginn der jüngeren Planungsgeschichte des Ortes, sondern vor allem einen weitreichenden Bewirtschaftungsanspruch. Ausgehend von dieser immobilienwirtschaftlichen Investitionsambition öffnete ein im Jahr 2018 gestartetes Beteiligungsverfahren die Diskussion für städtebauliche, denkmalpflegerische, freiraum- und verkehrsplanerische wie auch museumsfachliche Belange. Im Zuge der bauleitplanerischen Fachöffentlichkeits-beteiligung durfte ich eine stadt- und tourismusforschende Perspektive einbringen. Seither plädiere ich in verschiedenen Diskussionszusammenhängen (aktuell bspw. im „Dialogverfahren“ (berlin.de) der Stadtentwicklungsverwaltung), Akteurskonstellationen und Publikationsformaten für eine Wiedereinbindung der „tourist bubble“ Checkpoint Charlie in das innerstädtische Alltagsgeschehen. Hierfür scheint es mir zentral, die städtebauliche Leerstelle als geschichtlich aufschlussreiche „Wunde“ im Stadtraum lesbar zu halten, einen Bildungs- und Erinnerungsort zu schaffen, der in seinen Vergangenheits- und Gegenwartsbezügen Besuchsanlässe für Berliner*innen schafft sowie eine Nutzungsmischung zu begünstigen, die mit der gegenwärtigen Kommerzialisierung des Ortes bricht. Mein wissenschaftliches Interesse an der Causa Checkpoint Charlie gilt insbesondere der methodischen Reflexion fachlich-aktivistischer Beteiligung an Planung.

Projekt seit 2016

Urban Research Group New Urban Tourism am Georg Simmel-Zentrum für Metropolenforschung (HU Berlin)

New Urban TourismForschung

Die von mir mitgegründete Forschungsgruppe untersucht den New Urban Tourism als stadtprägende Form des Tourismus, vor allem aber auch als Phänomen städtischen Wandels, der sich unter dem Schlagwort der „Kulturalisierung der Stadt“ (siehe z. B. Andreas Reckwitz oder Wolfgang Kaschuba) fassen lässt. Das analytische Interesse der Mitglieder der Arbeitsgruppe gilt vielfältigen Aspekten des New Urban Tourism, so zum Beispiel den konkreten Praktiken des touristischen "life seeings", der Governance touristischer Übernutzungserscheinungen oder der performativen Ko-Produktion touristischer Erlebnisräume des Urbanen. Aber auch Motive des Gastgebens in Zeiten der plattformökonomischen Bewirtschaftung von Wohnraum und „Entdeckungen“ (z. B. mittels Airbnb oder Eatwith) oder neue touristische Wohnformen werden untersucht.

Die 2015 gegründete Forschungsgruppe versteht sich als offene Plattform für alle, die sich theoriegeleitet und empirisch fundiert mit dem „Stadttouristischen“ auseinandersetzen und sich hierfür an einem interdisziplinären Austausch beteiligen möchten. Aktuell arbeiten wir an einem Grundlagenkapitel zum Stadttourismus, das 2024 im Lehrbuch „Geographien der Freizeit und des Tourismus“ erscheinen wird.

Publikation

Fußabdrücke und Flugscham: Wie nachhaltig ist der Berlin-Tourismus?

NachhaltigkeitBerlinÖkologieTagesspiegel-Kolumne

Beim klimagerechten Reisen kommt man um die gefühlte und gelebte Verantwortung des Einzelnen genauso wenig herum, wie um die berechnete Verantwortung einer ganzen Stadt. In der 2. Ausgabe meiner Tourismus-Kolumne widme ich mich der Klimabilanz des Reiseziels Berlin und einem interessanten Forschungsprojekt, an dem u.a. Marius Mayer, Martin Balas und visitBerlin wesentlich beteiligt sind.

Statement

"Die vom aktuellen Investor dem Baukollegium hinter verschlossen gehaltenen Türen vorgelegte Planung für das westliche Grundstück kennt das Beratungsgremium nicht“

Checkpoint CharlieStadtplanung

Kontext

Gemeinsames Statement von Theresa Keilhacker, Thomas Flierl und mir in einem Artikel von Ulrich Paul (Berliner Zeitung) über nichtöffentliche Sitzungen des Baukollegiums zum Checkpoint Charlie (Dezember 2022)

Publikation

Ein Erinnerungsort muss sein. Ein Zwischenruf aus dem Beteiligungsverfahren zur Neugestaltung des Checkpoint Charlie

Checkpoint CharlieStadtplanungHisTourismus

Aus dem Verein „Zentrum Kalter Krieg – Ausstellung am Checkpoint Charlie“ heißt es immer mal wieder bedauernd, dass am Checkpoint Charlie eine Stellvertreterdebatte über Berliner Stadtentwicklungsprobleme geführt werde. Dies stünde einem Museum im Wege. Ohne selbst die Debatte zu führen, wird damit das Ziel schon vorweggenommen und städtebaulich eingefordert. Dabei lautet der öffentliche Auftrag eindeutig, einen „Bildungs- und Erinnerungsort“ am Checkpoint Charlie zu schaffen. Was aber sind die tatsächlichen Bedürfnisse nach historischen Informationen an diesem Ort, welches wären die zeitgemäßen Medien und Formate für die mittlerweile weltweit digital alphabetisierten Besucher*innen? Eine öffentliche Diskussion, was „ein informativer und moderner Erinnerungsort“ (Axel Klausmeier) an diesem Ort ist, und wie dieser in eine integrierte Bau-Verkehr-, Stadt- und Grünflächenplanung integriert werden kann, ist überfällig.

Publikation

Berliner sein auf Zeit: Das neue Selbstbild der Touristen

Tagesspiegel-KolumneTourismusverständnis

In der ersten Ausgabe meiner Tourismus-Kolumne geht es nicht um Krisen des Tourismus, sondern um dessen schleichende "Veralltäglichung" in Form von Airbnb-Entdeckungen, Workcation etc. Die Frage, die sich mit Blick auf diese zunehmende Durchdringung von Alltag und Tourismus stellt, ist, ob sie über das Private hinaus von öffentlicher, also stadtpolitischer, Relevanz ist.

Statement

"Doch wer erledigt eigentlich diese Stadtentwicklungsaufgaben, die der Tourismus mit sich bringt?"

BerlinTourismuspolitik

Kontext

Statement im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses (Anhörung, August 2022)

In der Anhörung zum Thema "Förderung eines nachhaltigen und stadtverträglichen Tourismus“ werfe ich die Frage auf, was sich aus der Berliner Tourismus-Governance der 2010er Jahre lernen lässt. Mit Blick auf die aktuelle Krisenkulisse (Klima, Energie ...) scheint es mir zentral, die Stadtentwicklungsherausforderungen freizeit-touristischer Mobilität ernster zu nehmen, das tradierte marketingfixierte Governance-Arrangement zu hinterfragen und Marketing-Mittel umzulenken, bspw. in den klimagerechten Umbau des Beherbergungswesens.

Statement

"Tourismus ist eine Aufgabe der Stadtentwicklung"

Stadtverträglicher Tourismus

Kontext

Auskünfte für einen Artikel zum Städtetourismus in der Sonderausgabe von "Das Parlament" zum Thema "Tourismus nach Corona" (Juli 2022)

Publikation

Dieser Ort verdient Gestaltung

Checkpoint CharlieStadtplanung

Investoreninteresse an den verbliebenen Freiflächen der ehemaligen Berliner Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/Zimmerstraße war bisher eher flüchtig. Doch diesmal könnte es konkret werden, laut B.Z. vom 6. Oktober 2021 ist das Frankfurter Immobilienunternehmen Gold.Stein interessiert. Konkret werden könnte es diesmal auch deshalb, weil es seit 2020 einen B-Plan und damit eine planungsrechtliche Grundlage für diesen international bedeutsamen Geschichtsort gibt. Welchen Gestaltungsanspruch erhebt nun der neue Senat an das Stück Stadt, das hier entstehen könnte? Und wie wird das öffentliche Interesse an einem der letzten innerstädtischen Freiräume Berlins definiert und durchgesetzt?

Veröffentlicht in

Publikation

Raus aus der Werbeschleife. Wie wird der Tourismus in Berlin nach der Pandemie aussehen? Ein Plädoyer für weniger Marketing und mehr Tourismuspolitik.

GovernanceBerlin

Erklärtermaßen aus direkter Betroffenheit widmet sich die Internationale Tourismusbörse den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz. Für die Reisebranche sind das derzeit die Themen. Aber was bedeutet das in der Praxis? Zum Beispiel für Berlin, einer Stadt, die sich traditionell gern als besonders fortschrittlich gibt und nun sogar „Zukunftshauptstadt“ werden will? Herausforderungen gäbe es genug, um tourismuspolitisch Gestaltungsanspruch zu beweisen, und das mitnichten nur pandemiebedingt. Viele der Konflikte, die vor der Pandemie zu heftigen Auseinandersetzungen darüber führten, inwieweit Berlin ein Problem mit „Übertourismus“ habe, sind nicht auf wundersame Weise verschwunden. Sie haben, wenn überhaupt, nur vorübergehend an Sprengkraft verloren.

Veröffentlicht in

  • taz
    • 7. März 2022

Publikation

Powerful ways of (not) knowing New Urban Tourism. Thin problematisation as limitation for tourism governance in Berlin

GovernanceBerlinTourismusverständnis

Governance habits of (not) knowing tourism conflicts predetermine options to act upon conflict-laden Tourism. Using Berlin as a case, the power of rendering tourism conflicts doable is empirically reconstructed in terms of various ‘thin problematisations’ mobilised by destination governance actors. To align doable problems and viable solutions – so the argument goes – Berlin’s municipal tourism governance builds on different knowledge formats (e. g. statistics, media statements, myths). I argue that maintaining ‘thin problematisations’ of tourism conflicts limits a more far-reaching governance of (possibly unsolvable) contradictions of New Urban Tourism. Nevertheless, it is assumed that the complexity of New Urban Tourism inevitably needs to be reduced in order to be known and governed. Instead of relapsing into ‘thin simplifications’ again and again, a further discussion of academic and more practice-related ways of knowing tourism problems is needed. To jointly venture into research co-operations with epistemic partners from tourism research and urban practice might help to gradually establish a more complex understanding of tourism frictions.

Veröffentlicht in

  • The Power of New Urban Tourism - Spaces, Representations and Contestations

Publikation

Checkpoint Charlie: Wie eine Leerstelle zur Lehrstätte wird

Checkpoint CharlieStadtplanungHisTourismus

Zugespitzt formuliert steht am Checkpoint Charlie einer der letzten innerstädtischen Freiräume auf dem Spiel. Es geht um einen bedeutenden Geschichtsort, an dem historische wie aktuelle Fragen von Grenzen, Stadt- und Tourismusentwicklung, Erinnerungskultur und Geschichtspolitik kristallisieren. Mit dem Anfang 2020 beschlossenen Bebauungsplan hat der Rot-Rot-Grüne Senat einige wichtige Eckpunkte für die bauliche Gestaltung des Ortes festgesetzt. Jetzt und im Lichte der kürzlich von der B.Z. öffentlich gemachten Investitionsabsicht von Gold.Stein geht es darum, dem laut B-Plan vorgesehenen Wettbewerb eine offene und breite Debatte darüber vorzuschalten, wie am Checkpoint Charlie ein interessantes Stück Stadt entstehen kann. Aus unserer Sicht, muss u. a. vermieden werden, dass die historisch aufschlussreichen Freiflächen „wegmusealisiert“ werden.

Veröffentlicht in

  • Der Tagesspiegel

Publikation

Berlin fehlt ein Konzept für nachhaltigen Tourismus. Das Stadtmarketing von „visit Berlin“ ist veraltet. Zeit für eine Neuausrichtung.

BerlinGovernanceNachhaltigkeit

Berlin ist mit dem 2018 vorgestellten Tourismuskonzept weder „zum Vorreiter für einen stadtverträglichen Tourismus“ geworden, wie von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop angekündigt, noch hat sich die Hauptstadt zum Vorbild für einen ökologisch nachhaltigen Tourismus entwickelt. Woran liegt’s? Sicher auch an der Dauerherausforderung, für die „Stadt(tourismus)entwicklung“ ressort- und verwaltungsebenenübergreifend Verantwortung zu übernehmen – und sie eben nicht dem berüchtigten Berliner Behörden-Pingpong preiszugeben. Aber nicht nur. Schwerer wiegt die Idee, das Querschnittsthema Tourismus sei auf Landesebene, abgesehen von der Vorgabe grober Richtlinien, bei den Tourismusvermarktern von visitBerlin in guten Händen. Das ist nicht der Fall. Nicht nur, weil sie bislang nicht genügend Ressourcen und Kompetenzen hatten, um über ihr Kerngeschäft des Berlinmarketings hinausgehend große Sprünge zu machen. Sondern auch, weil die Tourismuspolitik damit der Logik und Normativität eines kommunalen Unternehmens überlassen wird, das eng mit der Tourismusbranche verbunden ist und sich bis heute primär als Marketingagentur versteht.

Veröffentlicht in

  • Der Tagesspiegel
    • 29. Juni 2022

Statement

"Es geht darum, wie das ausdifferenzierte Spektrum temporärer Wohnformen in der Frage der Wohnraumversorgung politisch bedacht wird"

BeherbergungswesenTourismuspolitik

Kontext

Impulsbeitrag im Rahmen der Veranstaltung 'Städtetourismus und urbanes Leben: Zum Verhältnis von Wohnqualität und Tourismus' (Schader Stiftung, Juli 2021)

Die Begrenzung von Ferienwohnungen löst natürlich nicht das Problem des bezahlbaren Wohnraums. Die Regulierung ist aber ein Hebel unter vielen, um an einer bezahlbareren Wohnraumversorgung zu arbeiten. Dabei greift die alleinige Betrachtung von Ferien- und/oder Airbnb-Wohnungen zu kurz. Es geht darum, wie das ausdifferenzierte Spektrum temporärer Wohnformen (Hotels, Serviced-Apartments, Airbnb-Apartments etc.) in der Frage der Wohnraumversorgung politisch bedacht wird.

Publikation

Lässt sich das städtische Beherbergungswesen planen? Ein Diskussionsanstoß (nicht nur) aus Anlass der COVID-Pandemie

StadtplanungBeherbergungswesendoi.org/10.15488/12758

Nicht erst seit der COVID-Pandemie zeichnet sich ab, dass städtische Beherbergungsinfrastrukturen (z. B. Short Term Rentals, Hotels, Serviced Apartments) zunehmend zum planungsbedürftigen Gegen-stand vorausschauender Stadtentwicklungsplanung und -politik werden. Der Beitrag widmet sich daher den folgenden Fragen: Wie entwickelt sich der künftige Bedarf an Beherbergungskapazitäten? Welche Rolle spielt der krisenbedingte Wandel des städtischen Beherbergungswesens bei der Gestaltung (er-)lebenswerter Innenstädte? Welche planerischen Ansätze existieren bereits, um Beherbergungsinfrastrukturen nachhaltiger weiterzuentwickeln?

Veröffentlicht in

  • PLANERIN
    • Nr. 3/2021

Statement

"Zur Frage, inwiefern sich Großveranstaltungen als Instrument der Stadtentwicklung eignen ..."

Tourismuspolitik

Kontext

Statement im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses (Anhörung, Januar 2021)

Großveranstaltungen sind als Formate der organisierten Außeralltäglichkeit für Bewohner wie Touristen bedeutsam und dementsprechend auch stadtpolitisch relevant. Für die künftige Berliner Eventpolitik wäre es also wichtig, dass Nachhaltigkeitsansprüche konkret und transparent gemacht werden. Grüne Eventpolitik – nicht nur, aber auch im parteipolitischen Sinne – muss sich an ihren eigenen Ansprüchen messen lassen.

Publikation

New Urban Tourism: Orte, Konflikte und Regulierungsversuche

Der New Urban Tourism ist nicht nur eine Spielart des Tourismus. Als Phänomen städtischen Wandels basiert er zwar auf der urtouristischen Suche nach authentischen (Stadt-)Erlebnissen; die erholsame Alltagsdistanz im alltäglichen Umfeld „fremder“ Nachbarschaften wird indes erst durch einen urbanen Wandel ermöglicht, der sich als „Kulturalisierung der Städte“ (Kaschuba 2014) fassen lässt. Damit ist ein in den 1960er Jahren einsetzender, sukzessiver Wandel der Städte von funktionalen Arbeitswelten zu atmosphärischen Lebenswelten gemeint. Dieser Wandel findet seinen Ausdruck u. a. in der Festivalisierung gesellschaftlicher Vielfalt (z. B. Karneval der Kulturen in Berlin), der Ökologisierung urbaner Brachen (z. B. Urban Gardening) oder der Touristifzierung von Armut (z. B. Obdachlosen-Stadtführungen). Das life-seeing des New Urban Tourism findet auf diesen Bühnen städtischer Vielfalt statt, auf denen (außer)alltägliche Urbanität anschaulich (gemacht) wird. Am Beispiel Berlins zeigen wir, wie Orte des New Urban Tourism entstehen, welche Konflikte daraus resultieren und wie diese „verwaltet“ werden.

Veröffentlicht in

Statement

"Ich finde es erstmal interessant zu sehen, dass sich Besucherinnen und Besucher den Ort auf eigene Art und Weise angeeignet haben..."

Checkpoint Charlie

Kontext

Statements im ‘DLF-Kalenderblatt’ anlässlich des Abbaus des Checkpoint Charlie vor 30 Jahren (Juni 2020)

Am 22. Juni 1990 wurde der Checkpoint Charlie abgebaut. Heute ist der seinerzeit nach dem amerikanische Militäralphabet benannte Kontrollpunkt ein international bekannter Erinnerungsort des Kalten Krieges, ein Ort des Tourismus und – auch – der Stadtentwicklungsgeschichte. Bei der aktuell diskutierten baulichen Entwicklung der verbliebenen Freiflächen kommt es nun darauf an, den „Bruch in der Stadtstruktur, die Verweise auf unterschiedliche Vergangenheiten“ lesbar zu halten. Es liegt die Besonderheit in der Leerstelle, weniger ist an diesem Ort mehr.

Publikation

Eingeschränkt kritikfähig beim Tourismus

TourismuskritikBerlin

Die Disqualifizierung von Tourismuskritik als „provinziell“ oder „realitätsfern“ ist in Berlin nicht neu. Problematisch ist, dass diese rhetorischen Manöver von den Ursachen ablenken, auf die Tourismuskritik zielt und die dringend als Stadtentwicklungsherausforderungen anerkannt werden müssten. So läuft der 2018 vermeintlich eingeleitete tourismuspolitische Kurswechsel hin zu mehr Nachhaltigkeit Gefahr, ein Lippenbekenntnis zu bleiben. Wo sind die tourismuspolitischen Antworten auf eine schleichende Gewerbemonostrukturierung auf Kosten der Nahversorgung und Gewerbevielfalt? Wie sehen die tourismuspolitischen Impulse für die Gestaltung zentraler öffentlicher Räume (z. B. Marx-Engels-Forum, Checkpoint Charlie, Alexander-platz) aus? Wird der lange geplante Hotelentwicklungsplan mehr als eine Potenzialanalyse für die Ansiedlung weiterer Hotels? visitBerlin-Chef Burkhard Kieker hat recht: Es ist zu einfach, Probleme einseitig beim Tourismus abzuladen. Weit fahrlässiger ist es jedoch, eine grundsätzliche Debatte über Stadt(tourismus)entwicklung nach wie vor mit einer Disqualifizierung und Relativierung tourismuskritischer Stimmen ausbremsen zu wollen!

Veröffentlicht in

  • neues deutschland
    • 29. Oktober 2019

Publikation

Weniger Marketing, mehr Stadtentwicklung

Stadtverträglicher TourismusNachhaltigkeitStadtplanung

Die vieldiskutierte Frage, wie viel Tourismus Städte vertragen, impliziert ein irreführendes Verständnis von Stadttourismus. Die Stadt erscheint als Gefäß, in das nur eine bestimmte Menge Tourismus passt. Stadt und Tourismus erscheinen als getrennte Phänomene. Gerade die Debatte über den „Overtourism“ legt jedoch nahe, diese tradierte binäre Lesart zu hinterfragen und die Verwobenheit von Stadt und Tourismus in den Blick zu nehmen. Es gilt, sich des „Stadttouristischen“ gewahr zu werden und stadtentwicklungspolitisch zu überlegen, wie das wechselseitig-konstitutive Verhältnis von Stadt und Tourismus gestaltet werden kann.

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  • StadtBauwelt
    • Nr. 222

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Tourism and Everyday Life in the Contemporary City: An Introduction

TourismusforschungNew Urban Tourism

This book explores the phenomena of the urban everyday life and new urban tourism. It provides a systematic framework and draws on a mix of theoretical and empirical work to look at the increasing intermingling of ‘tourists’ and ‘residents’. Tourism and urban everyday life are deeply connected in a mutually constitutive way. Tourism has become a key momentum of urban development and affects cities beyond its economic dimension. Urban everyday life itself can turn into a matter of tourist interest for people searching for experiences off the beaten track. Even living in a city as a resident involves moments, activities and practices which could be labelled as ‘touristic’. These observations demonstrate some of the various layers in which urban tourism and everyday city life are intertwined. This book gathers multiple interdisciplinary approaches, a diversity of topics and methodological variety to examine this complex relationship. It presents a systematic framework for the dynamic research field of new urban tourism along three dimensions: the extraordinary mundane, encounters and contact zones, and urban co- production.

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  • Tourism and Everyday Life in the Contemporary City

Publikation

Commoning in New Tourism Areas: Co-Performing Evening Socials at the Admiralbrücke in Berlin-Kreuzberg

BerlinTourismusforschung

Tourism is not an isolated activity, but a significant constituent of urban life. Beyond the economic benefits and impacts of ‘overtourism’, little is known about how tourists and other city users produce urban spaces in conjunction. This chapter contributes an explorative inquiry into such co-production. Building on the happening-like summertime gatherings of up to 300 people at the Admiralbrücke in Berlin-Kreuzberg (an established ‘new tourism area’), the piece frames such public gatherings, which exist in other cities as well, as hang-out commons. The collective endeavour is driven by neither economic nor governmental interests, and is not the result of explicit coordination. In contrast to conventional commons-thinking, the hang-out commons is constituted by a group whose constituency changes significantly every evening, with several newcomers arriving, and others leaving the scene. To address this choreography of stability and mobility, the chapter draws on the ‘New Mobilities Paradigm’ and approaches building on ‘Performance’. As a result, the constitutive potency of tourism-related encounters of highly mobile people, objects, imaginings and immoveable material components is framed as rhythmic (re-)enactment of temporary socio-material gatherings.

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  • Tourism and Everyday Life in the Contemporary City

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Stadttourismus neu denken. Worauf es bei der Arbeit an einem stadtverträglichen Tourismus ankommt

StadtplanungStadtverträglicher TourismusNachhaltigkeit

Ausgehend von einem analytischen Schlaglicht auf die Verschränkung von Stadt- und Tourismusentwicklung werden drei Thesen im Hinblick auf die populäre Forderung eines „stadtverträglichen Tourismus“ entwickelt: 1. „Stadtverträglichkeit“ darf kein abstrakter politischer Anspruch bleiben, sondern muss definiert und operationalisiert werden. 2. Das „Stadttouristische“ sollte nicht nur in seinem ökonomischen Output (Wertschöpfung etc.) erfasst werden, sondern auch in seiner räumlichen Vielfalt und Bedeutung für das Zusammenleben in städtischen Nachbarschaften. 3. Touristische Stadtnutzung berührt verschiedene Bereiche der Stadtentwicklung (z.B. Wohnungspolitik, Verkehrsplanung) und muss deshalb als Querschnittsaufgabe der Stadtentwicklung bearbeitet werden.

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  • Forum Wohnen und Stadtentwicklung
    • 2/2018

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Seeing like a tourist city: how administrative constructions of conflictive urban tourism shape its future

BerlinGovernanceTourismusverständnis

The aim of this paper is to clarify the administrative problematisations of conflict-prone urban tourism as political processes predetermining the future of city tourism. It is shaped by today’s administrative ways of knowing increasing visitor pressure as an issue for urban (tourism) development. The problematisation of conflictive tourism in Berlin is used as lense to analyse how administrative bodies see conflictive tourism like a tourist city. Drawing on Mariana Valverde’s idea of Seeing Like a City, we demonstrate how disparate governmental bodies see and reduce the complexity of conflicts resulting from tourism in order to handle it. We provide empirical insights about how political knowledge on urban tourism conflicts is produced in Berlin. The marginalisation of these conflicts on the federal state level seemingly aces out the calls for action on the borough level (Friedrichshain-Kreuzberg). According to these disparate modes of problematisation, older and younger governmental gazes on conflictive tourism and its future relevance interrelate in contingent combination. The paper fills a gap in the existing urban tourism literature, by focussing on the definition of policy problems by governmental bodies as powerfully linked to the availability of solutions.

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  • Journal of Tourism Futures
    • 2/2017

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Zahlenspiele. Rankings als Selbstvergewisserungsrituale im Wettbewerbshandeln städtischer Tourismusförderung

GovernanceTourismusverständnis

In wohl keinem anderen Bereich der Stadtentwicklung wird statistisch so eifrig und regelmäßig die eigene Wettbewerbsposition ermittelt wie im Bereich der Tourismusförderung. Die Rolle entsprechender Rankings besteht wesentlich darin, zwei Dinge greifbar zu machen. Erstens dienen sie dazu, einen Destinationswettbewerb zu konstruieren, in dem permanenter Handlungsbedarf besteht. Zweitens dienen sie dazu, die Wirksamkeit städtischer Tourismus-marketingaktivitäten zu belegen. Die Frage, ob Rankings als Bemessungsgrundlage für die Evaluation der städtischen Touris-musmarketingstrategien tatsächlich geeignet sind, wird in diesem Beitrag zweifelnd dahingestellt.

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Publikation

Die Möglichkeit einer Zweitwohninsel

StadtplanungBeherbergungswesenPlanungsrecht

Geldanlage + Urlaubsdomizil = Zweitwohnung auf einer Nord- oder Ostfriesischen Insel. Diese Gleichung rechnet sich für Kapitalanleger, nicht jedoch für die Inseln. Wangerooge & Co leiden unter dem Ferienimmobilienboom und setzen aufs Planungsrecht. Ob das reicht?

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  • stadtaspekte
    • Sonderausgabe 'Land in Sicht'